Museum
Sonderführung im Ungarndeutschen Budaörser Heimatmuseum in Bretzfeld
Am Sonntag 14. April 2024 suchte die ehemals Budaörser Familie Winkler bei einer Sonderführung nach ihren Wurzeln. Die bislang größte Besuchergruppe reiste zum Teil aus weit entfernten Orten an. Sogar aus Norddeutschland und Basel waren 44 Erwachsene und mehrere Kinder in das Ungarndeutsche Museum in Bretzfeld gekommen.
Vier Vorstandsmitglieder des Budaörser Heimatvereins übernahmen die Führung durch das Budaörser Museum, berichteten vieles über den gemeinsamen Ursprungsort und beantworteten auch zahlreiche interessierte Fragen dazu.
Obwohl zeitweise ein dichtes Gedränge entstand, entwickelte sich sogar ein familiäres Miteinander, das mit dem Interesse am Leben und Wirken der Vorfahren eine gemeinsame Basis hat.
Der angeregte Austausch über die Ansiedlung, das Alltagsleben und die Kultur der Ungarndeutschen Bevölkerung in Budaörs,
fand seinen Höhepunkt in der Vorstellung der Arbeit eines der Besucher.
Er hatte beeindruckend umfangreiche handschriftliche Aufzeichnungen seiner Schwiegermutter, die über die Kriegs- und Vertreibungszeit erzählt, in das heutige Deutsch übertragen. Daraus entsteht ein kleines Buch, das die wertvollen Schilderungen für die Nachkommen erhält. Bei Kaffee und Kuchen tauschte sich anschließend die Familie Winkler über ihre Eindrücke vom Museum und natürlich den familiären Neuigkeiten aus. Sie verabschiedeten sich herzlich von dem Vorstand in dem Wissen, dass sie noch einmal wieder kommen möchten. E. Schweizer
Budaörser Trachtengruppe besuchte den 67. Bundesschwabenball in Gerlingen
Angezogen mit den alten Budaörser Trachten, wurde die kleine Delegation des Budaörser Heimatvereines beim Gerlinger Schwabenball am 13. April mit einem Sektempfang begrüßt. Überraschend wenig weitere Trachtengruppen stellten sich auf und marschierten gut gelaunt mit uns in die Halle ein. Musikalisch begleitet von der ungarischen „Spitzbuben“- Kapelle aus Werischwar umrundeten die Trachtenträgerinnen und -träger die Besucher des Gerlinger Schwabenballes, die dazu beschwingt im Takt applaudierten.
Die überschaubaren Trachtengruppen formierten sich auf der Bühne. Davor stellten sich die Donauschwäbische
Tanz- und Folkloregruppe aus Reutlingen, die Tanzgruppe der Donau-schwaben aus Mosbach, sowie das ungarische Donauschwäbisches Volkstanzensemble aus Werischwar auf.
Nach einer Begrüßung durch den Bürgermeister Dirk Oestringer, eröffnete der Bundesvor-sitzende der LDU Joschi Amend den 67. Bundesschwabenball und stellte den Anwesenden die einzelnen Trachtengruppierungen vor. Er betonte in seiner Rede, dass die Trachtenträgerinnen und -träger durch ihr Mitwirken bekennende Ungarndeutsche sind. Die Zeitzeugen-Generation verringert immer mehr, umso wichtiger ist es, die Bräuche der vertriebenen Ungarndeutschen weiterzutragen. Der Auszug der Trachtengruppen von der Bühne wurde wieder von der „Spitzbubenkapelle“ aus Werischwar begleitet.
Bei der anschließenden Festrede vom Vizepräsidenten des Bundes der Vertriebenen, Stephan Mayer (MdB), wurde klar vermittelt, dass zukünftig solche Veranstaltungen weniger finanzielle Unterstützung von der Regierung erhalten.
Der ungarische Generalkonsul Dr. András Izsák begrüßt alle Gäste in der Halle und betonte, dass ihm die Partnerschaft mit Gerlingen sehr viel bedeutet und er sich freue wieder hier zu sein.
Zwischen den einzelnen Reden wurden viele Trachtentänze der diversen Ensembles vorgeführt und sorgten für eine gute Stimmung. Für das leibliche Wohl war auch gut gesorgt und Tanzeinlagen für das Publikum rundete den Abend ab.
Festzustellen bleibt, dass die Trachtenträgerinnen und -träger immer weniger werden. So ist es besonders wichtig, zukünftig jüngere Generationen dafür zu begeistern.
E. Schweizer
Wer gerne einmal ein solches Gewand tragen und uns bei einem Event unterstützen möchte, meldet sich bitte bei: Irene Sadzio 07941-36244 oder Theresia Mann 07267-1515
Überraschend großer Andrang beim „Tag der offenen Tür“ im Ungarndeutschen Budaörser Heimatmuseum
Am Sonntag 5. November 2023 wurde zum Tag der offenen Tür eingeladen und übertraf alle Erwartungen! Über 250 Gäste, darunter auch viele junge Besucher und auch Kinderverwandelten das einst ehrwürdige Schulgebäude in ein richtiges Festhaus.
Schon auf den Treppen verursachten die Besucher lange Staus, denn von unten bis oben zieren die Wände Klassenbilder, Dokumente und Plakate aus vergangener Zeit. Das wurde gerne genauer betrachtet und die liebevoll eingerichteten Räume auf drei Etagen füllten sich bald mit Leben. Exponate und Gegenstände wurden eingehend studiert und riefen so manche Erinnerung bei den Betrachtern wach. Bald fühlten sich manche Besucher in die alte Heimat versetzt. Tiefe Ergriffenheit, – und immer noch Heimweh -, war besonders bei den Älteren zu spüren.
In bewährter Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus hatten die Helfer alle Hände voll zu tun, um zu informieren, zu zeigen, Fragen zu beantworten, die „Schmankerl-Teller“ nachzufüllen und ebenso frisches Geschirr zu liefern. In den Jugendräumen verwöhnte eine bunte Kuchenvielfalt die Gäste. An dieser Stelle ergeht ein herzliches Dankeschön an die Bretzfelder Jugend, für die fleißige Mithilfe und diese Geste der Verbundenheit. Auch im Weinkeller probierten viele die ungarischen Weine, das Griebenschmalzbrot (Grammüschmoiz-Broud), „Mangalitza“-Speck, ungarische Salami und Kolbasz-Würste. Sitzgelegenheiten fand man im neu hergerichteten Nebenraum.
Gegen 14 Uhr begrüßte Stefan Vachaja (2. Vorsitzender des Heimatvereins Budaörs/Wudersch e. V.) die Gäste mit einer Rede über die Vertreibung der Budaörser und 30 Jahre Vereinsgeschichte, die in den Jugendräumen dargestellt war. Stefan Vachaja sieht das Museum als Plattform, wo die Erinnerung an unsre Vorfahren wachgehalten wird, studiert werden kann und lebendig bleibt. Um auch jüngere Besucher anzusprechen wird an digitalen Möglichkeiten für die Zukunft gefeilt.
Nach einer musikalischen Einlage von Christine Birkert mit ihren Söhnen, Antonin und Benedikt, begrüßte auch Irene Sadzio (Museumsleiterin) die Gäste. Sie berichtete von der Eröffnung im Jahre 1996 unter der Federführung von Matthias Schmitt, der sich für diese Idee eingesetzte, Geld-, Sachspenden, Dokumente, sowie Exponate von Angehörigen der Verstorbenen entgegennahm und dies ins Museum integrierte. Ebenso dankte sie der Gemeinde Bretzfeld für das stets „offene Ohr“ und die kostenfreie zur Verfügungsstellung der Räume. Nach einem weiteren Musikstück richtete auch Theresia Mann (1. Vorsitzende des Heimatverein Budaörs/Wudersch e. V.) einige Grußworte an die Besucher. Sie bedankte sich für diese überwältigende Resonanz, die ein positives Zeichen für die Museumsarbeit darstellt.
Anschließend genossen die Besucher noch lange die kulinarischen Köstlichkeiten bei einem guten Gespräch oder ließen sich gerne, auch von den „älteren Budaörser“ Familienangehörigen, durch unser Museum führen. Dabei wurden allerlei Geschichten erzählt.
Deshalb auch unsere Bitte:Könnten Sie diese Geschichten aufschreiben und zu uns ins Museum bringen? Wir würden uns sehr darüber freuen. So könnte noch etwas mehr von der vergangenen Zeit bewahrt bleiben und würde unsere Museums-Arbeit unterstützten.
Für alle Besucher, die nicht genügend Zeit fanden, um alles genau zu studieren, gibt es im ab Februar 2024 die Möglichkeit bei den monatlichen Öffnungen noch einmal vorbeizukommen und in Ruhe unser Museum anzuschauen.
„Endlich wieder in Budaörs“ - Eine Reise im Juni 2023 zu den Lebensmittelpunkten der Vorfahren
Mit einem voll besetzten Reisebus machte sich der Heimatverein Budaörs auf den Weg. Erfreulicher Weise waren viele Reisegäste das erste Mal dabei, so wurden auch zahlreichen Sehenswürdigkeiten besucht.
Nach einem Besuch beim Puszta-Reiterhof stand in Budapest das prachtvolle Parlament auf dem Programm. Eine Panoramafahrt mit einem Donauschiff, ein Spaziergang durch das Burgviertel und ebenso, ein neues architektonisches Highlight, das Haus der ungarischen Musik vervollständigten die Reise.
In Budaörs, der Heimat der Vorfahren vieler Mitreisender, war die traditionell mit einem langen, kunstvollen Blumenteppich stattfindende Fronleichnamsprozession zu bewundern. Weitere Anlaufpunkte waren die landesweit zentrale Gedenkstätte der Vertreibung auf dem Friedhof in Budaörs, der Blick vom Steinberg und die Steinbergkapelle und zu guter Letzt das Heimatmuseum in Budaörs. Erläutert und geführt wurde der Budaörser Ortsrundgang von der Leiterin des Museums, Frau Dr. Gajdos-Frank.
Eine ganz besonderes Erlebnis war der Empfang beim Rathaus im Sitzungssaal, welcher im vergangenen Jahr nach Matthias Schmidt, dem verstorbenen Ehrenvorsitzenden des Budaörser Heimatvereins, benannt wurde.
Viele Reisegäste äußerten sich positiv über die Reise und hätten sich gerne schon für eine nächste Fahrt angemeldet.
S. Vachaja und E. Schweizer
Traditioneller Budaörser „Kiritog“ in Scheppach
Nach vier Jahren konnte das Brauchtumsfest wieder am 7. Mai 2023 gefeiert werden.
Nach wie vor hat der „Kiritog“ eine große Bedeutung und Wertschätzung, vor allem im Kreis derer, die sich noch an die Bräuche der früheren Heimat erinnern können. Traditionsgemäß begann das Fest mit einem Gottesdienst in der Scheppacher Halle und wurde bereits da schon von der Budaörser Blasmusikkapelle begleitet. Nach einem gemeinsamen Mittagessen wurde mit dem Einzug der kleinen Trachtenschau die Festgesellschaft offiziell zum 64. Kiritog in der deutschen Heimat begrüßt.
In den vier vergangenen Jahren, seit der letzten Festveranstaltung im Jahr 2019 ist viel geschehen. Manche Regelmäßigkeiten wurden durch die Pandemie unterbrochen und nur mit Mühe oder in anderer Form wieder in Gang gebracht. Das Vereinsleben hat sich, wie in vielen Vereinen, in diesen Jahren gewandelt. Mit einer umfangreichen Ausstellung, die sich mit Schautafel und auf Tischen an den beiden Längsseiten der Scheppacher Halle entlangpräsentierte, wurde die bereits 30 Jahre währende Geschichte des Budörser Heimatvereins eindrucksvoll dokumentiert. Das frühere Heimatkomitee wurde damals in einen Verein umgewandelt, der sich dann auch der Aufgabe stellte, in einem Heimatmuseum die Dokumente und Ausstellungstücke über die Vergangenheit, über die ungarische Heimat zu präsentieren.
Bei Kaffee und Kuchen, der von den Landfrauen Scheppach gebacken und serviert wurde, verlebte man einen geselligen Nachmittag. Dank der zünftigen Blasmusik kam auch das Tanzen nicht zu kurz.
Einen ernsten Teil brachte die Filmvorführung am späteren Nachmittag mit sich. Hier wurde der Film von Herlinde Konrad – „Auf Spurensuche in Budaörs“ - vorgeführt, der den Nebenraum in der Halle mit interessierten Besuchern füllte. Der stattliche Aufwand, den das überschaubare Organisationsteam auf sich nehmen musste, hat sich offensichtlich gelohnt. Dennoch ist es nicht absehbar, in wie weit derart aufwändige Veranstaltungen mit der zur Verfügung stehenden „Mannschaft“ in Zukunft noch bewältigt werden können.
Ganz herzliche danken wir Allen, die zum Gelingen des Festes beigetragen haben!
E. Schweizer
Alle Fotos von Hr. Milciu und Fr. Schweizer
Besuch im Budaörser Heimatmuseum
Es war sehr beeindruckend für den Vorstand des Budaörser Heimatvereins, dass der Schüler Gregor Lehmann aus der Nähe von Bautzen den Kontakt nach Bretzfeld suchte. Die umfangreiche Erarbeitung des selbstgewählten Themas „Die Vertriebenen aus Ungarn nach dem zweiten Weltkrieg“, führte den jungen Mann zu Joschi Ament, dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn. Er brachte den Heimatverein Budaörs ins Spiel und so wurde das Heimatmuseum in Bretzfeld als Treffpunkt für einen intensiven Informationsaustausch gewählt.
Das Thema seiner Arbeit war aus familiären Gründen gewählt. Auch die Großmutter des Schülers war Opfer dieser Vertreibung. Die ausgiebige Besichtigung des Museums gab viele Informationen, aber es gelang auch einen kleinen Kreis von Zeitzeugen zu versammeln. Das Ehepaar Deininger aus Bretzfeld und Andreas Ritter, der eigens aus Schwetzingen angereist war, standen dem jungen Mann gerne in einer gemütlichen Kaffeerunde zur Verfügung. Als Vertreter des Vereins nahmen Theresia Mann und Stefan Vachaja teil. Den Gesamtüberblick über die damaligen Flucht- und Vertreibungsgeschehnisse in Mittel- und Osteuropa und deren Folgen stellte Joschi Ament im Gespräch dar.
Die Zeitzeugen machten dabei deutlich, in welcher erbarmungslosen Art und Weise diese Deportationen abliefen. Der erste dieser Güterzüge (Die Züge waren jeweils mit rund eintausend Personen vollgepackt.) fuhr am 19. Januar 1946 aus Budaörs ab. Es war landesweit der erste Aussiedlungszug. In Ungarn wurde dieser Tag daher im Jahr 2012 zum offiziellen Gedenktag an das Unrecht der Vertreibung erklärt. Am 2. Februar 1946 verließ bereits der 7. Transport die bisherige Heimat. Damit waren innerhalb von nur 2 Wochen rund 7000 Menschen aus dieser einen Gemeinde auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft. Mehr als ein Jahr später wurde nochmals ein Zug voller Ungarndeutscher aus Budaörs in die damalige sowjetische Besatzungszone verfrachtet. Den verlassenen Wohnraum übernahmen die vertriebenen Ungarn, die damals aus den Nachbarstaten ausgewiesen waren. Gerade in den gegenwärtigen Tagen wurde es für die Gesprächspartner einmal mehr deutlich, welch unmenschliche und verheerende Folgen kriegerische Auseinandersetzungen für alle Betroffenen nach sich ziehen.
Januar 2023
Theaterevent mit der Deutschen Bühne Ungarn
die Informationen können Sie sich gerne hier (PDF-Dokument, 795,80 KB, 03.11.2023) herunterladen.